Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Anträge |
Antragsteller*in: | Michael (Labetzke) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 26.10.2017, 15:54 |
A13: Antrag Eletromobilität
Antragstext
Die Energiewende kommt nicht voran. Im Gegenteil, es wird in Deutschland aktuell
wieder mehr CO2 ausgestoßen, insbesondere durch den Kraftfahrzeugsektor. (0,4%
gegenüber 2016, Nahzeitprognose des Umweltbundesamtes). Gleichwohl gilt das
vereinbarte Ziel der Pariser Klimakonferenz, die Erderwärmung auf mindestens 2,
im besten Fall sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der Ausstoß von CO2 durch
Verbrennung von fossilen Brennstoffen soll bis 2050 im Idealfall auf 0 reduziert
werden. Gerade in den Anfangsjahren konnten bei CO2-Reduzierungen, wie sie auch
im Klimaschutz- und Energieprogramm (KEP) Bremen festgeschrieben wurden, einige
gute Erfolge erzielt werden, die jedoch überwiegend auf Einmaleffekten beruhten.
Nun müssen weitere Schritte zu einer deutlichen und vor allem deutlich
schnelleren CO2-Reduzierung folgen.
Dabei kommt dem Sektor Mobilität eine Schlüsselrolle zu. Jedoch kommt die
Elektromobilität - aus verschiedenen Gründen - nicht voran. Ein wesentliches
Hemmnis ist, dass Elektromobilität ausschließlich auf Batterie betriebene Pkw
reduziert wird. Unabhängig von der Tatsache, dass Mobilität weg vom
individuellen Pkw-Verkehr hin zu einem integrierten Konzept mit mehr Fuß- und
Fahrradverkehr sowie eines erheblichen Ausbaus des ÖPNV und Carsharing kommen
muss, ist es für ein Gelingen der Energiewende zwingend erforderlich, über das
Auto hinaus den gesamten Mobilitätssektor zu erfassen.
Batterie betriebene Pkw, Lkw und Busse haben, gerade wenn sie auf Kurzstrecken
und im innerstädtischen Bereich eingesetzt werden, ihre Stärken. Der Personen-
und Warenverkehr insgesamt stellt uns jedoch vor weitere Herausforderungen, was
Distanz, Leistung und Nutzung der Fahrzeuge angeht. Neben den rund 46 Millionen
in Deutschland zugelassenen Pkw betrifft dies vor allem Lkw (zurzeit rund 3
Millionen) Kraftomnibusse, Krafträder (zurzeit über 4 Millionen), bau-, land-
und forstwirtschaftliche Fahrzeuge, Schiffe, Züge und selbst Fahrräder. Jedes
dieser Fahrzeuge ist marktfähig auch mit Brennstoffzellen entwickelt. Um beiden
Antriebsmodellen den Markteintritt zu ermöglichen bzw. die Chancen für einen
Markteintritt zu erhöhen, müssen Marktbarrieren abgebaut werden. Dabei geht es
nicht um die Konkurrenz der beiden Systeme, sondern um ein Miteinander der
Technologien, die sich gut ergänzen.
Ein gutes Beispiel ist der mit Wasserstoff und Brennstoffzelle angetriebene Zug
Coradia iLint, der im nächsten Jahr im Dreieck Bremerhaven-Buxtehude-Cuxhaven
völlig emissionsfrei zum Einsatz kommt.
Das Entwicklungspotential der Brennstoffzellen-Technologie in den Bereichen
Antrieb, Umwandlung und Speicherung ist enorm. Ihr entscheidender Vorteil ist,
dass Sektoren übergreifend Elektrizität, Wärme und Industrie versorgungsicher
eingebunden werden. So ist eine völlig emissionsfreie Energiewende möglich, da
es sich um ein in Gänze geschlossenes System handelt. Dieses dient dann auch
dazu, den benötigten Bedarf an Strom für Batterie betriebene Fahrzeuge zu
erzeugen und bereitzustellen.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht bietet die Wasserstofftechnologie große
Möglichkeiten, was wiederum zu einer Vielzahl von - auch zusätzlichen -
Beschäftigungsverhältnissen insbesondere von Fachkräften führen wird. Diese
Chancen sollte das Land Bremen nutzen, um ein Innovationszentrum für diese
Technologie werden. Andere Bundesländer sind hier schon weiter. Neben Baden-
Württemberg fördert beispielweise Thüringen die Umstellung von Diesel
getriebenen Bussen im ÖPNV auf alternative Antriebe. Mecklenburg-Vorpommern hat
dazu ebenfalls schon ein Landesprogramm aufgelegt. Auch in Hessen, Hamburg und
Berlin wurden ähnliche Programme initiiert. Es geht darum, hier nicht den
Anschluss zu verlieren.
Bremen hat für die Förderung und Nutzung der Wasserstofftechnologie nicht nur
als Stadtstaat gute Bedingungen, sondern auch durch seine Seehäfen. So sieht der
nationale Strategierahmen über den Aufbau der Infrastruktur für alternative
Kraftstoffe (Nationales Investitionsprogramm II [NIP II]) der nationalen
Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie [NOW] sowohl ein hohes
Potential beim Kombinierten Verkehr (KV-Terminals) wie auch bei
Rangierbahnhöfen. Hier liegen die Chancen in der ganzen Palette der Logistik-
Branche.
Eine konsequente Umstellung einer gesamten Fahrzeugflotte wäre ein Meilenstein
GRÜNER Politik. Die Bremer GRÜNEN wären damit bundesweiter Vorreiter und
Impulsgeber. Ein echter New Green Deal könnte seinen Anfang in Bremen nehmen.
Dieser Schritt wäre ein Novum in der Bundesrepublik Deutschland. Bremen würde
damit zum Leuchtturm der Energiewende, Bremerhaven könnte sich endlich zur
echten Klimastadt entwickeln.
Die Landesmitgliederversammlung fordert die GRÜNE Fraktion in der Bremischen
Bürgerschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass
- die Fahrzeugflotten der kommunalen und Landesverwaltungen, der
Verkehrsbetriebe, der Müllabfuhr, etc. auf alternative Antriebe umgestellt
werden,
- die Lade- und Tankinfrastruktur in Bremen und Bremerhaven bereitgestellt
bzw. ausgebaut wird,
- die Betriebshöfe dafür umgerüstet und das Personal entsprechend geschult
wird,
- Modellprojekte (z. B. den Umbau der Antriebe der Weserfähren) gefördert
werden,
- ein Modellprojekt Umrüstung eines Schiffsantriebes initiiert und gefördert
wird.
- die Vorgabe erfolgt, die Antriebe im Regionalverkehr (VBN) mindestens auf
der Strecke Bremen-Bremerhaven auf alternative Antriebe umzustellen,
- ein Landesförderprogramm für die Umstellung der Antriebe von
Fahrzeugflotten (beispielsweise Fahrdienste, Taxen, Krankentransporte,
Zusteller, etc.) aufgelegt wird
- die Studiengänge „Speicher-/ Umwandlung-/ Regelung-Technik“ an der
Hochschule in Bremerhaven ausgebaut werden,
- und konkrete Projekte unter Beteiligung der Hochschule Bremerhaven
initiiert werden wie beispielsweise die Umstellung auf autarke
Energieversorgung
und
- bei der Planung von Gewerbe- und Wohngebieten Elektromobilität verbindlich
vorgeschrieben wird
Unterstützer*innen
- Julia Stephan
- Bärbel Schuldt
- Dr. Jeanne-Marie Ehbauer
- Claudius Kaminiarz
- Joachim Marx
- Maurice Müller
- Harald Stelljes
- Frank Lamy
- Hans Peter Behrens
- Firmian von Peez
- Jan Schmidt
- Claas Schott
- Hans-Gerhard Schmidt
- Maike Schaefer
- Carsten Werner (Bremen-Mitte KV)
Kommentare
Jonas Lesch:
- Die Wasserstofftechnik stellt in naher Zukunft keine massentaugliche Alternative dar, weil 4-5x mehr Energie benötigt wird im Vergleich zum batteriebetriebenen Fahrzeug. Hier bitte auf große Antriebe mit hoher benötigter Reichweite beschränken (Fähre/Busse/LKW), sonst müssen wir das Land bis nach Bayern mit Windkraft zupflastern und ob das gewollt ist? Ich denke eher nicht.
- Bei Planung von Gewerbe- und Wohneinheiten eher auf BHKWs, Wärmepumpen, Photovoltaik und Solarthermie setzen und zusätzlich öffentliche Schnellladesäulen aufbauen. Normale Säulen bis zu 22kV kann sich jeder selbst zu Hause aufbauen (2000€, gefördert durch KfW). Konkretes Beispiel "Gartenstadt Werdersee": gar nichts davon geplant bzw. gar erlaubt!