Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 2. Anträge |
Antragsteller*in: | GRÜNE JUGEND BREMEN (dort beschlossen am: 26.10.2017) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.10.2017, 17:06 |
A24: Antrag „Umgang mit den deutschen Kolonialverbrechen“
Antragstext
Die Ära der Kolonialisierung setzte den Grundstein für die Rassentheorie, die
unter dem NS-Regime als Rechtfertigung für Millionenfachen Mord diente. Heute
begründet die erstarkende Rechte ihre menschenfeindliche Ideologie mit
ähnlichen, daraus entwickelten Argumentationsstrategien.
Die Auseinandersetzung mit dem Ursprung dieser Ideologie, der Kolonialzeit,
zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht existiert. In Bremen, wie
auch nahezu allen anderen deutschen Städten, sind Straßen nach
Kolonialverbrecher*innen benannt. Die H.-H.-Meier-Allee oder die Lüderitzstraße
sind nur zwei Beispiele für Straßen, die nach Täter*innen benannt sind, ohne
auch nur auf den kolonialen Hintergrund der beiden Namensgeber zu verweisen.
Daher fordern wir eine Umbenennung aller Straßen, die nach
Kolonialverbrecher*innen benannt sind. Es findet ein so starker Gewöhnungseffekt
statt, dass Produkte mit dem Zusatz „kolonial“ sogar beworben werden, um eine
vermeintliche „Exotik“ zu transportieren. Der strukturelle Rassismus, die
Unterdrückung der lokalen Bevölkerung und das Gewaltregime der Kolonialzeit
werden mit dem Begriff nicht konnotiert. Derartige sprachliche Manifestation des
europäischen Überlegenheitsglauben tragen dazu bei, dass die Verbrechen des
Kolonialismus vergessen bleiben.
In Bremen erinnert der große Elefant im Nelson-Mandela-Park an die Bremer
Kolonialvergangenheit. Das nebenstehende Mahnmal zur Erinnerung an den
Völkermord an den Herero ist als solches kaum auszumachen und zeugt von einem
wenig ernsthaften Erinnerungswillen. Die Kolonialisierung zeigt bis heute
Wirkung auf die Situation und Wahrnehmung der ehemals kolonisierten Länder. Die
GRÜNEN Bremen setzt sich für ein kollektives Bewusstsein für die Verbrechen
unter der deutschen Kolonialherrschaft ein. Zentraler Bestandteil davon muss
eine konsequente Bildungsarbeit in Schulen sein. Die Aufarbeitung der
Kolonialverbrechen im Rahmen des Geschichtsunterrichts bilden das Fundament, um
langfristig ein breites Bewusstsein zu schaffen. Deshalb fordern wir eine
entsprechende Anpassung der Bremischen Bildungspläne.
Bewusstsein und Erinnerung sind die Grundlage einer Anerkennung des unsagbaren
Leids mit dem Ziel gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme. Teil einer
gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung müssen immer auch Vertreter*innen
der kolonisierten Länder sein.
Begründung
Erfolgt mündlich.
Kommentare
Jonas Lesch:
Vorschlag (Brainstorming): wie wäre es eine Möglichkeit zu schaffen, dass die Bewohner der jeweiligen Straße selbst mehrheitlich entscheiden dürfen, den Straßennamen zu ändern? Sollte also ein Anwohner den Antrag auf Umbenennung stellen, müssten alle übrigen Anwohner darüber abstimmen. Das fördert die Diskussion & Aufklärung bei den Anwohnern und hoffentlich darüber hinaus und sorgt nicht für möglichen Verdruss.