Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Anträge |
Antragsteller*in: | Kai Wargalla |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 28.10.2017, 23:54 |
A42: Das "Papageienhaus" als Urbanes Kunst-, Kreativ- & (Sub-)Kulturzentrum – ein neues Zuhause für den Zuckerwerk e.V. und den Zucker e.V.!
Antragstext
Die Landesmitgliederversammlung der Bremer Grünen beschließt, dass es dem
Zuckerwerk e.V. und dem Zucker e.V. zum Dezember 2017 ermöglicht werden soll in
das "Papageienhaus" (Jakobushaus) einzuziehen, um das Gebäude von da an
langfristig nutzen zu können. Im Frühjahr 2018 sollen von der Stadt die
notwendigen Umbauten (z.B. ein zweiter Fluchtweg) durchgeführt werden, damit
neben einer Lagernutzung auch die vereinseigenen Aktivitäten (Kunst, Kultur,
Clubbetrieb, etc.) stattfinden können.
Mit dem Wegfall des großen Kelloggs-Gebäudes in der Überseestadt werden Ende des
Jahres auf einen Schlag etwa 100 Künstler*innen, Kulturschaffende, Kreative und
Kollektive quasi auf der Straße stehen. Für diese Menschen wird dringend neuer
Arbeits- und (Frei-)Raum in der Stadt benötigt.
Für die beiden Vereine und damit auch für einen großen Teil der
Kreativ(wirtschaft)- und (Sub)Kulturszene Bremens ist es von existenzieller
Bedeutung, hier noch in diesem Jahr eine Lösung zu finden. Diese Lösung soll das
Jakobushaus sein.
Der Zuckerwerk e.V. ermöglichte in den letzten Jahren vielen freien
Künstler*innen, Kulturschaffenden und Studierenden der Hochschule für Künste in
besagtem Kelloggs-Gebäude die Nutzung günstiger Ateliers, Werkstätten und
Lagerräume. Es wurde ein kreativer Ort für alle geschaffen, in dem die
Nutzer*innen sowohl Rückzugsmöglichkeiten zum Arbeiten hatten, als auch die
Chance bestand sich zu vernetzen, zu kommunizieren, miteinander zu arbeiten,
sich gegenseitig zu unterstützen – eine kreative gemeinnützige Gemeinschaft zu
bilden. Es wurden Bühnen selbstgebaut für Bandproben, Konzerte und
Theaterprojekte, es wurde ein Materialpool geschaffen, der von vielen
Kulturprojekten in ganz Bremen genutzt wird, es wurde gemeinsam an Fahrrädern
geschraubt, es wurden Flohmärkte organisiert, sich gegenseitig inspiriert und
auch gemeinsam gefeiert.
Doch nun ist den Nutzer*innen zum Ende des Jahres 2017 gekündigt – für die
Überseestadt gibt es andere Pläne, die kreative Szene steht vor einer ungewissen
Zukunft.
Wir möchten, dass Kulturschaffende, Künstler*innen und Kreative Möglichkeiten
und Räume zur Entfaltung und Kommunikation für eine Kultur auch abseits von
Konsum und Kommerz in allen Stadträumen haben - auch im Zentrum Bremens: Für ein
solidarisches Miteinander in der Stadtgesellschaft. Für Orte, an denen Stadt neu
und anders gedacht werden kann, in denen Sozial-Utopien entwickelt, erprobt und
gelebt werden können.
Das Jakobushaus soll ein solcher Ort werden. Dafür soll und muss gesichert sein,
dass die beiden Vereine und die angesprochenen Nutzer*innen sich eine Nutzung
finanziell leisten können.
Der Zuckerwerk e.V. soll hier einziehen und mit ihm Künstler*innen,
Kulturschaffende und Kreative ins Zentrum der Stadt geholt werden.
Auch dem Zucker e.V. soll endlich ausgeholfen werden, dazu haben wir uns im
Koalitionsvertrag verpflichtet! Bis Ende 2015 sollte dem Zucker e.V. schon ein
neues Zuhause gefunden werden. Der Hochbunker in der Hans-Böckler-Straße soll es
nun sein, alle politischen Beschlüsse sprechen eine eindeutige Sprache und die
Finanzierung zum Kauf durch den Zucker e.V. steht. Trotzdem wird dieser Weg aus
unterschiedlichen Gründen wahrscheinlich noch lange Jahre dauern. Laut eines
Bürgerschaftsbeschlusses vom April 2017 soll deshalb zumindest eine
Zwischennutzung organisiert werden, die dem Zucker e.V. Kulturarbeit und
Clubbetrieb ermöglicht, bis der Bunker endlich nutzbar ist. Dies soll im
Jakobushaus möglich gemacht werden.
Das Grundstück, auf dem das Jakobushaus steht, gehört der Stadt, das Gebäude
momentan noch der Inneren Mission (Erbbaurecht) – es steht seit mehreren Jahren
leer. Ressortseitig wurde bereits der Prozess eingeleitet, das Gebäude wieder an
die Stadt zurückzuführen, eine Senatsvorlage ist laut Aussage des Sozialressorts
bereits in Arbeit. Es fanden bereits Gespräche mit dem Finanzressort und dem
Sozialressort statt, auch zusammen mit den Vereinen Zuckerwerk und Zucker, sowie
der ZwischenZeitZentrale. Ebenso fand eine Begehung des Gebäudes statt. Die
beiden Vereine arbeiten derzeit an einem Nutzungskonzept.
Andere Nutzungsarten scheinen bisher ausgeschlossen: Es kommt weder als
Studierendenunterkunft in Frage (das Studentenwerk hat abgelehnt), noch als
Geflüchtetenunterkunft (es sind schon zwei in unmittelbarer Nachbarschaft – umso
schöner einen kulturellen Knotenpunkt als Nachbarn zu haben, einen Ort, an dem
sich Neuankömmlinge und Urgesteine begegnen können), noch weiterhin oder wieder
als Obdachlosenunterkunft (das Konzept der Stadt sieht mittlerweile eine
dezentrale Unterbringung vor).
Außerdem würden sich bei einer solchen anderen Nutzung laut Machbarkeitsstudie
die Kosten für eine notwendige Sanierung auf mehrere Millionen Euro belaufen. Im
Gegensatz dazu wäre eine weitreichende Sanierung für eine Nutzung durch
Zuckerwerk e.V. und Zucker e.V. nicht notwendig. Es muss lediglich ein Bruchteil
der Kosten investiert werden in einen zweiten Fluchtweg (der damals noch nicht
gesetzlich vorgeschrieben war) und in kleinere Umbauten für Atelier-, Werkstatt-
und Clubnutzung.
Begründung
Erfolgt mündlich.
buten&binnen-Beitrag "Das Ende von Kelloggs, das Ende der Kunst":
Unterstützer*innen
- Carsten Werner
- Christopher Hupe
- Johannes Osterkamp
- Fabian Taute
- Alexandra Werwath
- Felix Lanver
- Anja Wedig
- Lisa Wargalla
- Ralph Saxe
- Landesvorstand
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